Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Vortrag von Dr. Katharina Lenski

Das Stigma „Asozialität“ entstand mit der Gründung des Sozialstaates im 19. Jahrhundert. Als „Asoziale“ wurden diejenigen gekennzeichnet, die nicht den gängigen Mustern von Lohnerwerb und Lebensweise entsprachen. Bis heute gehören diese in Ost wie West zu jenen, die nur bedingt oder nicht als Opfer der NS-Morde anerkannt wurden. In den staatssozialistischen Ländern diente „Asozialität“ als Projektion für ausgrenzende Fürsorge- und Erziehungsdiskurse, die Kontinuitäten zur NS-Zeit spiegeln. In Kinderheimen, Psychiatrien, medizinischen Sonderstationen, Arbeitslagern und Gefängnissen, in Sonderbrigaden und in den Sozialdiskursen lebten die alten Muster vielfach fort und aktualisierten sich. Die Stigmatisierung als „asozial“ betraf nicht nur den deutschen Sprachraum, sondern setzte sich auch in Osteuropa und zum Teil in Westeuropa fort.

Wir gehen am Beispiel von Einzelfällen der Geschichte des Stigmas nach, sprechen über Prozesse der Ausgrenzung und Möglichkeiten, gegenzusteuern.

Dr. Katharina Lenski ist Historikerin, Soziologin und Erziehungswissenschaftlerin. Sie erforscht Ausgrenzungen und Stigmatisierungen im 19. und 20. Jahrhundert, hat dazu zahlreiche Beiträge publiziert und veranstaltet Workshops für Multiplikator:innen zum Thema.

Wann: Donnerstag, 28. November, 18 Uhr

Wo: Haus der Demokratie Leipzig (Café)

Eintritt Frei, barrierefreier Zugang

Eine Veranstaltung von Riebeckstraße 63 e.V. in Kooperation mit Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen

In Kooperation mit Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. (AG STOLPERSTEINE)

Die Autorin Claudia Haas-Steigerwald hat sich für ihr Buch "Mach, was Dich erfüllt und bewegt" (erschienen im @passageverlag) mit vielen verschiedenen Menschen darüber unterhalten, was ein erfülltes Leben ausmacht. Die Antworten sind so unterschiedlich wie die Gesprächspartner selbst. Eine von ihnen ist die Sprechwissenschaftlerin Dr. Christa Heilmann, die 1946 in Leipzig geboren wurde und 1987 mit ihrer Familie in die BRD übersiedelte - auch sie ist an diesem Abend zu Gast. Über ihr Engagement für Menschen mit Behinderung und über ihre Motivation wollen wir an diesem Abend unter anderem mit ihr sprechen.

Wann: Donnerstag, 21. November 2024, 19:00 Uhr

Wo: Haus der Demokratie Leipzig (Café)

Eintritt Frei, barrierefreier Zugang


Die Veranstaltung ist eine Kooperation von Haus der Demokratie Leipzig e.V., dem Behindertenverband Leipzig e.V. und dem Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Armado-Combo / Quelle: Thomas SpillnerAm 31. Oktober 1965 demonstrierten hunderte empörte Jugendliche auf dem Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz gegen den Kahlschlag in der Beat-Szene durch die SED. „The Butlers“ und andere beliebte Leipziger Bands durften nicht mehr spielen, galten als zu „westlich-dekadent“. Die DDR-Staatsmacht löste die friedliche Beatdemo gewaltsam auf und nahm 267 Jugendliche vorläufig fest. 162 von ihnen wurden mit 2 bis 4 Wochen „Arbeitserziehung“ in der Braunkohle bestraft. Zahlreiche Flugblatt- und Graffitiaktionen der entsetzten Jugendlichen im Leipziger Stadtgebiet folgten.

Dieses Protest-Ereignis ist in Leipzig immer noch zu wenig bekannt, weshalb das Archiv Bürgerbewegung Leipzig jährlich an diese größte öffentliche Auseinandersetzung in Leipzig zwischen dem 17. Juni 1953 und der Friedlichen Revolution erinnert. 59 Jahre nach der Beatdemo geht es darum, wie die Erinnerung von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen bewahrt und im kollektiven Gedächtnis von Leipzig präsenter wird. Das Publikum wird einbezogen, Ideen und Wünsche für den 60. Jahrestag der Beatdemo einzubringen. Natürlich gibt es auch wieder Beatmusik live, dieses Jahr vom Leipziger Thomas Spillner, der damals in einer Leipziger Schülerband und später bei der DDR-Kultband „Winni 2“ spielte!

Eintritt frei

Wann: 27. Oktober 2024, 19 Uhr

Wo:

Soziokulturelles Zentrum „Die naTo“

Karl-Liebknecht-Straße 46

04275 Leipzig

--> Flyer (pdf)

Am Montag, den 7. Oktober 2024 um 18.00 Uhr, erinnert das Kunstkraftwerk Leipzig in Kooperation mit dem Archiv Bürgerbewegung Leipzig, der Nikolaikirche Leipzig und unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in einer immersiven Installation an die Montagsdemonstrationen im Jahr 1989.

In der Maschinenhalle des Kunstkraftwerk (Saalfelder Straße 8b in Leipzig) werden Original-Bild-, Film- und Tonmaterial zu einem ca. zehnminütigen multimedialen Event, in dem nicht nur die Nikolaikirche mit ihren Predigten und Friedensgebeten oder die Rede von Kurt Masur im Leipziger Stadtfunk am 9. Oktober 1989 lebendig werden, sondern vor allem die mutigen Demonstranten auf dem Leipziger Innenstadtring.

Der Eintritt für das Event ist kostenfrei. Die Veranstalter bitten, sich für einen der Zeit-Slots ab 18.00 Uhr online zu registrieren unter: https://www.kunstkraftwerk-leipzig.com/tickets/

--> Flyer (pdf)

Quelle: Sächsisches Staatsarchiv LeipzigDie Verhaftung der Mitglieder der Punkband Namenlos aus Berlin am 11.08.1983 wurde in der Szene schnell bekannt. So kommt es in Leipzig nach einer Party in der Nacht vom 15.08. zum 16.08.1983 zu einer spontanen Solidaritätserklärung von vier Jugendlichen. Sie sprühen im Neubauviertel Grünau und schreiben "Bullenstaat", "Bürgerkrieg", "Nazis wieder in Leipzig" und "Freiheit für Jana, Mita und A-Micha". Schon am nächsten Morgen werden sie allesamt verhaftet. Am 05.11.1983 werden sie vom Gericht in Leipzig zu Gefängnisstrafen zwischen sieben und zehn Monaten verurteilt. "Ratte" und "Connie", zwei der Beteiligten, werden von ihren Intentionen, der U-Haft und wie es weiterging erzählen.

Wann: 10.10.2024, 20 Uhr

Wo: Leipzig Plagwitz, BiBaBo, Engertstraße 36 (Plagwitzer Bahnhof)

Kooperation von Archiv Bürgerbewegung Leipzig und Heldenstadt Anders e.V.

Quelle: ABL / Mahmoud Dabdoub Foto 029-001-216 In den letzten Jahren der DDR machten mutige junge Leute aus der Oppositionsszene heimlich Videoaufnahmen über Missstände im Lande: Krankmachende Umweltverschmutzung, Städtezerfall, Uranabbau, Massentierhaltung. Sie praktizierten Pressefreiheit unter diktatorischen Bedingungen, ließen Systemkritiker zu Wort kommen, gaben der Opposition ein Gesicht. Es ging um freie Wahlen und deren Kontrolle, Pressezensur, Gängelung von Minderheiten, Nazis in der DDR oder um die Gründung des Neuen Forums und anderer unabhängiger Gruppen. Es war eine Art Fernsehen der Opposition, das über den Umweg Westfernsehen Millionen DDR-Bürger erreichen konnte.

Ermöglicht durch ein Ost-West-Netzwerk über die Grenze hinweg, was erheblich mit zum Ende der DDR beitrug, besonders durch die weltweit verbreiteten Aufnahmen der Leipziger Massendemonstration vom 9. Oktober 1989.

Peter Wensierski, damals Redakteur des ARD-Magazins KONTRASTE und selbst Beteiligter an diesem Netzwerk, hat für das ABL viele Menschen, die sich damals vor und hinter die Kameras trauten, ausfindig gemacht. Er hat sie interviewt und verschollene Aufnahmen wiederentdeckt. Peter Wensierski berichtet an diesem Abend von dem, was damals im Hintergrund geschah, was diese mutigen Menschen antrieb und wie es möglich war, trotz Stasi, jahrelang Öffentlichkeit herzustellen und Dinge zu zeigen, die nach dem Willen der DDR-Regierung niemand sehen sollte. Etliche der beeindruckenden Aufnahmen wird er beispielhaft erstmals nach Jahrzehnten auch wieder zeigen.

Peter Wensierski über das „Fernsehen der Opposition“ 

Podiumsgast: Belinda Cooper (USA) – Kurierin nach West-Berlin

8. Oktober 2024, 19 Uhr, Stasi-Unterlagenarchiv im Bundesarchiv, Außenstelle Leipzig, Dittrichring 24, Eintritt frei

Mit einem gemeinsamen Symposion am 15. September 2024 möchten die Archivschule Marburg und die Bundesstiftung Aufarbeitung Orte der deutschen Demokratiegeschichte einen Blick auf die Rolle der Archive in der Demokratiegeschichte werfen. Woher wissen wir eigentlich, wie sich die Demokratie in Deutschland entwickelt hat, wie sie erstritten oder aber wieder gefährdet und verloren wurde? Die Vorstellungen der Menschen, die für demokratische Freiheitsrechte gekämpft haben, ihre Diskussionen, ihre Reden, die von ihnen geforderten Rechte und ihre Handlungen lassen sich nicht nur an den Orten der Demokratiegeschichte festmachen, sondern auch an Archivalien. Diese zeigen Erfolge und Brüche, aber auch blinde Flecken der Demokratiegeschichte und sind Teil der Erinnerungskultur in der demokratischen Gesellschaft. Archive sichern zudem die Überlieferung demokratischer Institutionen und stellen sie jedermann für die Erforschung der Geschichte und zur Rechtsicherung bereit. Sie machen eine umfassende Auseinandersetzung mit demokratischen Prozessen der Vergangenheit überhaupt erst möglich.

Uwe Schwabe, Vorstandsvorsitzende des ABL, wird das Archiv Bürgerbewegung Leipzig am 15. September bei einer Podiumsdiskussion über Archive als Orte der Demokratiegeschichte vertreten.

--> Programm (pdf)

Im August 2024 erschien das neue Buch von Ilko-Sascha Kowalczuk. Anlässlich des Gründungstages der Partei „Demokratie Jetzt“ am 12.09.1989 wollen wir gemeinsam über die Geschichte Ostdeutschland seit diesen Tagen bis heute und den Kampf um die Freiheit sprechen. Ein Kampf, dessen Ausgang bis heute richtungsweisend für die Zukunft ganz Deutschlands ist. Hauptfrage des Abends wird sein: Wieso wird die liberale Demokratie gerade dort infrage gestellt, wo die erste erfolgreiche Revolution auf deutschem Boden stattfand?
Kooperation: Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Evangelische Akademie Sachsen

12. September 2024, 19 Uhr im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, Eintritt frei

 

 

Im ehemaligen Wohnhaus von William Zipperer, der als Kommunist aktiven Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime leistete und am 12. Januar 1945 im Alter von 60 Jahren dafür in Dresden hingerichtet wurde, fand man bei Sanierungsarbeiten in der Schüttung einer Decke vor den Nazis versteckte Bücher.

Im Sommer 2024 wurden elf in Zeitungspapier eingewickelte Pakete unserem Verein übergeben. Sie bezeugen den April 1933.

Nun, 80 Jahre später, findet dieser spektakuläre Fund vom Dachboden Eingang in eine kleine Ausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig. Die kleine Präsentation ist bis Anfang Mai 2025 in der zweiten Etage der Dauerausstellung im Alten Rathaus zu sehen. Danach stehen die Bücher im Lesesaal des Museums für die Öffentlichkeit bereit.

„Ist das nicht ein großer Staat, wo jeder seine Freiheit hat?“ sang die DDR-Punkband PLANLOS in den 1980er Jahren. Am 17. Juni 2024, dem Jahrestag des DDR-Volksaufstandes, kam Sachsens Kultusminister Christian Piwarz mit Leipziger Schüler:innen der Freien Fachoberschule der Rahn Education im Archiv Bürgerbewegung Leipzig (ABL) ins Gespräch. Sie nahmen am Projekttag „Punk in der DDR“ teil und arbeiteten dabei mit der neuen digitalen Lernplattform des ABL www.dieanderejugend.de zu Jugendkulturen in der DDR und Transformationszeit.


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