Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Gebäude des Senders Freies Berlin, 1980er Jahre | Quelle: Peter WensierskiIn den letzten Jahren vor dem Ende der DDR entstanden unter großer Gefahr etliche erstaunliche Videoreportagen und Interviews mit ostdeutschen Bürgern, die es nach dem Willen der SED- Staats- und Parteiführung nie hätte geben dürfen. Diese Aufnahmen entstanden heimlich dank weniger Eingeweihter, um öffentlich zu werden und erreichten am Ende ein Millionenpublikum in der DDR. Die Kassetten kamen unentdeckt über die deutsch-deutsche Grenze bis in den Sender Freies Berlin (SFB) und wurden in Tagesschau, Tagesthemen, ARD-Brennpunkte und vor allem im politischen ARD-Magazin „KONTRASTE“ verarbeitet und ausgestrahlt.


Wer waren die beteiligten Menschen? Wer die Macher vor Ort, die Kuriere, die Filmemacher im Westen? Wie funktionierte die grenzübergreifende Zusammenarbeit im Detail, dass es möglich war, über nahezu vier Jahre weitgehend unbehelligt erfolgreich zu sein?

 

Peter Wensierski in der Redaktion des SFB, Ende 1980er Jahree | Quelle: Peter WensierskiDazu interviewte Peter Wensierski viele Protagonisten. Der (West-)Journalist war ab 1979 für den Evangelischen Pressedienst als Reisekorrespondent beim DDR-Außenministerium akkreditiert. Für manche Recherchen über den Uranbergbau oder das Waldsterben erhielt er keine offizielle Genehmigung. Der Journalist und Dokumentarfilmer pflegte dabei enge Kontakte in die oppositionellen Szenen der DDR. Als er 1985 auf Grund seiner Recherchen zur Umweltsituation von den Behörden der DDR mit einem Arbeits- und Einreiseverbot belegt wurde, wechselte er in die Redaktion des ARD-Magazins „Kontraste“. Es entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit in der Redaktion mit DDR-Oppositionellen in West- und Ostberlin.
Mit seiner Berichterstattung über die realen Zustände im Land wollte er in Ost- und West-Deutschland gleichermaßen informieren.

 

Unterstützer des Projektes

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Roland Jahn in der KONTRASTE-Redaktion / Quelle: Peter Wensierski

Roland Jahn

Nach seiner Ausbürgerung aus der DDR 1983 ging Roland Jahn nach West-Berlin. Er setzte sich auf vielen Ebenen für einen Ost-West-Informationstransfer ein.

Siegbert Schefke beim Filmen in der DDR / Quelle: Aram Radomski

Siegbert Schefke

Nahezu hemmungslos reiste Siegbert Schefke durch die DDR und produzierte bewegte Bilder über Themen, die in der DDR-Öffentlichkeit Tabu waren.

Aram Radomski beim Filmen in der DDR / Quelle: Aram Radomski

Aram Radomski

Der bereits seit seiner Schulzeit renitente Aram Radomski kam 1983 nach Berlin und arbeitete dort in der Theater- und Jazzszene.

Joachim Trenkner, gest. 2020

Joachim Trenkner

Joachim Trenkner leitete von 1985 bis 1990 die KONTRASTE-Redaktion beim SFB. Selbst in der Redaktion wusste jeder nur so viel, wie er für seine Aufgabe wissen musste.

Peter Wensierski im Schneideraum / Quelle: Peter Wensierski

Peter Wensierski

Von 1986 bis 1993 war Peter Wensierski Redakteur bei KONTRASTE. Trotz seines Verbots in die DDR einzureisen, unterhielt er noch viele Kontakte dahin.

Screenshot der KONTRASTE-Sendung vom 25.8.1987 / Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung

Rüdiger Rosenthal

Im tschechischen Franzenbad verabredeten Rüdiger Rosenthal und Roland Jahn, eine Kamera in die DDR zu schmuggeln.

Quelle: Wikimedia Commons

Myriam Moderow

Myriam Moderow arbeitete seit 1984 bei der taz. Über private Kontakte kam sie in die Ost-Berliner Umweltbibliothek.

Belinda Cooper Ende Oktober 1989 bei einer Demonstration in Ost-Berlin / Quelle: Aram Radomski

Belinda Cooper

Die New Yorkerin Belinda Cooper kam 1987 nach West-Berlin und wollte den „Kommunismus“ kennenlernen.

Ulrike Poppe, 1989 / Quelle: ABL / Armin Wiech_Foto 015-007-011

Ulrike Poppe

Nach dem polnischen Vorbild wollte Ulrike Poppe parallele Informationsstrukturen entwickeln. Mit den Filmemachern hatte sie, relativ wenig zu tun.

Ost-Berlin, 1985 / Quelle: Mahmoud Dabdoub_Foto 029-002-154

Christine Rothbart

Ab 1983 wohnte Christine Rothbart in Berlin. Über Rüdiger Rosenthal kam sie in die oppositionelle Szene.

Wolfgang Rüddenklau und Stephan Bickhardt / Quelle: Screenshot

Wolfgang Rüddenklau

Wolfgang Rüddenklau gehörte zu den Gründern der Berliner Umweltbibliothek. Illegale Aktionen verbreiteten dabei durchaus auch Spaß.

„Antennewald“ – terrestrischer Empfang von Radio und Fernsehen, Leipzig, Mitte 1980er Jahre / Quelle: ABL / Mahmoud Dabdoub_Foto 029-004-105

Holger Kulick

Holger Kulick war Fernsehjournalist beim ZDF-Magazin „Kennzeichen D“. Er war eng vernetzt mit der Berliner Prenzlauer-Berg-Kunstszene.

Screenshot - Hinterhof der Frankfurter Allee

Christoph Marzian

Der West-Berliner Christoph Marzian war der Kameramann bei den Interviews mit Ost-Berliner Neonazis nach dem Überfall auf die Berliner Zionskirche am 17.10.1987.

Samisdat des „Grün-ökologischen Netzwerks Arche“ / Quelle: ABL

Andreas Schönfelder

Andreas Schönfelder aus Großhennersdorf (Lausitz) war 1988 Mitbegründer des „Grün-ökolog. Netzwerks Arche“ und hat dabei auf mögliche Drehorte hingewiesen.

Uwe Schwabe, August 1989 / Screenshot KONTRASTE vom 12.9.1989 / Bundeszentrale für politische Bildung

Uwe Schwabe

Uwe Schwabe gehörte zu den jungen Leuten aus Leipzig, die in der KONTRASTE Sendung vom 12.9.1989 offen über die Missstände in der DDR sprachen.

Dirk Eichelbaum im Interview für KONTRASTE 12.9.1989 / Quelle: Screenshot / Bundeszentrale für politische Bildung

Dirk Eichelbaum

Im August 1989 äußerte sich Dirk Eichelbaum in einem Interview für KONTRASTE über das Vorhaben Erich Honeckers, die Olympischen Spiele nach Leipzig zu holen.

Quelle:  Wikimedia Commons

Klaus Wolschner

Klaus Wolschner war im Vorstand der taz. Er war Mitbegründer der Ost-taz im Februar 1990.

Im Samisdat veröffentlichte Dokumentation zum Uranbergbau von Michael Beleites / Quelle: ABL / IFM 168

Michael Beleites

Michael Beleites bekam über Siegbert Schefke eine Kamera für zwei Wochen und filmte den Uranbergbau der Wismut AG in der Region Gera.


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