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Seit Vereinsgründung 1991 sammelt das Archiv die hinterlassenen Selbstzeugnisse der DDR-Opposition, der Bürgerbewegung und der in den Jahren 1989/90 entstandenen Initiativen und Parteien. Wir möchten diese Unterlagen sichern, erschließen und dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Mit der kontinuierlichen Sammlung relevanter Schrift-, Bild- und Tonquellen lassen sich die Anfänge des politischen Protestes, die Ursachen und der Verlauf der Friedlichen Revolution und das Entstehen demokratischer Strukturen umfangreich und detailliert belegen.
Im georgischen Parlament wird zur Zeit ein Gesetzentwurf, das „sogenannte Agentengesetz“ diskutiert, indem Nichtregierungsorganisationen und Medien, die mehr als 20 Prozent ihrer finanziellen Mittel aus dem Ausland erhalten, verpflichtet werden, sich in ein Register "ausländischer Agenten" aufnehmen zu lassen. Bei Zuwiderhandlungen werden Geldstrafen fällig. Damit hätte die Regierung auch die Möglichkeit, die zivilgesellschaftlichen Organisationen zu stigmatisieren und sie könnte versuchen sie zu delegitimieren. Für die Vertreter der zivilgesellschaftlichen Organisationen, die seit Jahren in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen tätig sind, ist das Gesetz entwürdigend und kann zur Einstellung ihrer Arbeit führen.
Der Westberliner Journalist Peter Wensierski übergab uns über 70 Interviews, die er von 1979 bis 1992 in der DDR bzw. in Ostdeutschland führte. Insgesamt handelt es sich um über 20 Stunden audiovisuelles Material. Darin äußern sich Personen der Zeitgeschichte, Oppositionelle, Vertreter*innen kirchlicher Basisgruppen, Künstler*innen, Vertreter subkultureller Milieus, Menschen mit einem Ausreiseantrag, Passanten auf der Straße, Vertreter*innen verschiedener Berufsgruppen, Kirchenvertreter, Stasi-Mitarbeiter*innen und IMs. Die Gespräche drehen sich um gesellschaftliche und politische als auch persönliche Dinge im unmittelbaren Kontext der Machtkonstellation in den 1980er Jahren.
Diese einzigartigen Quellen vermitteln eine Wahrnehmung der DDR in ihrer Zeit. Im Gegensatz zu Zeitzeugeninterviews sind sie nicht geprägt durch die subjektive Beurteilung vom Ende der DDR. Der Wahrnehmungswinkel und der Wahrnehmungshorizont der Befragten ist entstanden in und geformt worden von der DDR-Wirklichkeit.
Anfang Dezember 2022 übergab Liedermacher Stephan Krawczyk seinen Vorlass an das ABL. In einem großen Umzugskarton finden sich viele Fotos, Dokumente und Auszeichnungen aus dem bewegten Leben des bekannten DDR-Dissidenten. Archivleiterin Dr. Saskia Paul freut sich sehr über den neuen Schatz im Archiv, der zukünftig für die Forschung und Bildungsarbeit zur Verfügung stehen wird. Vorstandsvorsitzender des ABL, Uwe Schwabe, betonte die wichtige Rolle von Krawczyk und Klier für die DDR-Bürgerbewegung. Die Verhaftung und Ausreise der beiden oppositionellen Künstler*innen Anfang 1988 hätten die Arbeit der Basisgruppen in Leipzig mobilisiert und radikalisiert.
Nach einem jahrzehntelangen Streit um die Aufbewahrung und Verwendung der historischen Glasnegative aus dem jüdischen Fotoatelier Mittelmann können diese nun den rechtmäßigen Erben in Frankreich zurückgegeben werden. Das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. hat in treuhänderischer Verantwortung dieses Kulturgut übernommen. Die Enkelin des Fotografen Abram Mittelmann, der im Holocaust ums Leben kam, bekräftigt, dass das Fotoarchiv ihrer Familie in Leipzig zugänglich gemacht wird. Es sei nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die breite Öffentlichkeit von unschätzbarem Wert. Das ABL hat einen "runden Tisch" angeregt, um alle städtischen Ressourcen für die Aufarbeitung zu bündeln.
Über 60 Beatfans und Interessierte kamen am 31. Oktober 2022 in die naTo, um sich an die Ereignisse vor 57 Jahren in Leipzig zu erinnern. Damals war eine friedliche Ansammlung von Beatfans, die gegen die rigorose Eindämmung der Beatmusik protestierte, mit Schlagstöcken, Hunden und Wasserwerfer gewaltsam aufgelöst worden. Während Musiker Andreas Schirneck mal kraftvoll, mal melancholisch Songs der Beatles, Rolling Stones oder Renft spielte, stellte Bildungsreferentin Juliane Thieme anhand von Fotos und Dokumenten die historischen Zusammenhänge dar.
Archivleiterin Dr. Saskia Paul wandte sich mit einem eindringlichen Sammlungsaufruf zur Jugendkultur des Beat an die Anwesenden, welche sich im Nachgang der Veranstaltung zahlreich beim Archiv Bürgerbewegung Leipzig meldeten, bereit ihre Erinnerungen zu teilen.
Im Rahmen des 11. Sächsischen Geschichtscamps in Torgau vom 19. bis 23. September in Torgau unterstützte das ABL einen mehrtägigen Workshop zur Beatmusik in der DDR. Die hochmotivierten Schüler*innen aus Sachsen, NRW und Baden-Württemberg studierten zahlreiche Quellen zum Verlauf der Beatdemo am 31. Oktober 1965 und analysierten die Kampagne gegen Beatfans in zeitgenössischen Presse- und Propaganda-Texten. Weiterhin interviewten sie den Zeitzeugen Günter Weinelt, der 1965 unter dem Titel „Wasserwerfer und Gummiknüppel gegen Fans?“ einen kritischen Wandzeitungsartikel an der EOS „Wilhelm Pieck“ in Borna verfasst hatte und deshalb von der Schule „beurlaubt“ worden war. Das Sächsische Geschichtscamp ist eine Maßnahme des Landesamtes für Schule und Bildung Sachsen in Kooperation mit der Körber-Stiftung Hamburg und weiteren Partnern.
Wir gratulieren von Herzen der russischen Menschenrechtsorganisation MEMORIAL, welche den Friedensnobelpreis erhalten wird! MEMORIAL setzt sich in Russland für die Aufarbeitung der Verbrechen des Kommunismus in der Sowjetunion ein und wurde letztes Jahr verboten.
Wie wichtig für eine Gesellschaft das Aufarbeiten von Unrecht ist, wenn etwas Neues beginnen soll und wie sehr in Russland der Versuch einer demokratischen Erinnerungskultur behindert und unterbunden wird, davon berichtete Dr. Irina Scherbakowa am 8. Oktober 2022 in Leipzig bei einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie Sachsen, dem ABL und ZFL. Ihre Organisation MEMORIAL, ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis, hat u.a. zum Ziel, Einzelschicksale von Opfern des Großen Terrors unter Stalin aufzuklären und zu dokumentieren sowie der Mythenbildung zum Großen Vaterländischen Krieg die Wahrheit der stalinistischen "Säuberungen" gegenüberzustellen.
Beispielsweise initiierte MEMORIAL landesweit nach dem Vorbild des deutschen Geschichtswettbewerbes der Körber-Stiftung ab 1998 einen überaus erfolgreichen Geschichtswettbewerb für russische Jugendliche, der zum größten in Europa wurde, bis Teilnehmende gezielt von staatlicher Seite eingeschüchtert wurden. Viele im Saal des Zeitgeschichtlichen Forums anwesende Bürgerrechtler*innen, insbesondere aus Sachsen und Thüringen, zollten der Historikerin, welche seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Exil in Weimar lebt, großen Respekt und Anerkennung für den Mut und die Ausdauer von MEMORIAL.
Die Menschenrechtlerin hielt am 9. Oktober auch die Rede zur Demokratie in der Leipziger Nikolaikirche.
Wir gratulieren ebenso dem ukrainischen Center for Civil Liberties und dem inhaftierten belarussischen Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljatzki. Sie stehen wie MEMORIAL für die Zivilgesellschaft in ihren Ländern und setzen sich für die Einhaltung von Grundrechten, Frieden und Demokratie ein. Der Nobelpreis wird am 10. Dezember in Oslo verliehen.
Im Heft 3/2022 des „Archivar“ mit dem Schwerpunktthema „Archivische Facetten der Stadt Leipzig von überregionaler Bedeutung: Der Blick aus Leipzig in die Welt“ stellt das Archiv Bürgerbewegung Leipzig sich und seine Bestände und dessen Bedeutung für die Überlieferung der deutsch-deutschen Transformation vor.
Nähere Informationen zum Beitrag und zu allen anderen beteiligten Leipziger Archiven unter: https://www.archive.nrw.de/landesarchiv-nrw/wir-ueber-uns/der-archivar
Die „Jugend erinnert“-AG des Archiv Bürgerbewegung sucht Dich!
Dann melde Dich und lass uns gemeinsam DDR-Geschichte kreativ erleben!
Ansprechpartner: Andreas Parnt („Jugend erinnert“)
Email: a.parnt[ät]archiv-buergerbewegung.de
Telefon: 0341 / 30 65 175
Die letzte Bundesregierung setzte eine Kommission „30 Jahre Revolution und deutsche Einheit“ ein. Sie tagte von 2019-2020. Eine ihrer Empfehlungen lautete, ein Zentrum Deutsche Einheit und Transformation zu schaffen. Diese fand Aufnahme in den aktuellen Koalitionsvertrag. Gegenwärtig läuft die Bewerbungsphase und demnächst wird eine Standortkommission berufen.
Vor dem Hintergrund des russischen Krieges gegen die Ukraine sind wir der Meinung, dass die bisherige Grundkonzeption für das Zentrum dringend überarbeitet werden muss. Das Zentrum muss zur Stärkung von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten im europäischen Kontext beitragen. Dazu wurden Überlegungen in einem Aufruf zusammengetragen, die aus unserer Sicht unbedingt berücksichtigt werde müssen. Diesen Aufruf tragen Persönlichkeiten mit, die in unserem Land und in unseren europäischen Nachbarländern an führenden Stellen Verantwortung tragen und trugen. Darunter befinden sich Mitglieder der Regierungskommission, Direktoren von Museen, Stiftungen und Erinnerungsorten, Professoren, Repräsentanten von zivilgesellschaftlichen Einrichtungen, frühere Abgeordnete ebenso wie Regierungsmitglieder und eine ehemalige Bundespräsidentin.
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