Schiwkow (l.) und Chruschtschow 1962 | Quelle: lostbulgaria
Im November 1962 findet der 8. Parteitag der Bulgarischen Kommunistischen Partei (BKP) statt. Auf diesem entmachtet Todor Schiwkow den bisherigen Regierungschef Anton Yukov und wird neben der Funktion des Parteichefs auch Vorsitzender des Ministerrates. Damit hat er in Bulgarien die Alleinherrschaft.
Schiwkows enges Verhältnis zur Sowjetunion führt ihn 1963 (und 1973) zu der Überlegung, Bulgarien solle zur 16. Republik der Sowjetunion werden. Bereits im Mai 1962 verkündet er: "Unsere politische Uhr ist auf Moskauer Zeit gestellt." Die Absicht zur Aufgabe der Souveränität ist Ausdruck der beispiellosen Loyalität gegenüber Moskau. Von dem Anschluss an die UdSSR verspricht sich Schiwkow ökonomische Vorteile. Es werde leichter die Auswirkungen des „Großen Sprungs“ (Mangelwirtschaft, soziale Spannungen) zu beheben.
Doch die Sowjetunion lehnt ab.
Das Primat der Schwerindustrie geht zu Lasten der Versorgung der Bevölkerung. „Second-hand“ – Laden in Sofia, Anfang der 1960er Jahre | Quelle: lostbulgaria
Politbüro-Beschluss vom 5. April 1962 Die Politik der Namensänderungen für die nicht-türkischen islamischen Minderheiten (Roma, Pomaken, Tataren) wird zur Staatsdoktrin. Die äußere Zuordnung der religiösen Identität soll beseitigt und durch eine bulgarische ersetzt werden. Über die Sprache wird die bulgarische Herkunft „bewiesen“. Hintergrund bildet die Trennung von der türkischen Minderheit und einer möglichen Angleichung aller islamischen Minderheiten („Vertürkung“). Durch den wachsenden Aussiedlungswunsch der Türken befürchtet man, dass auch Roma, Pomaken oder Tataren ein Visum für die Türkei beantragen wollen. |