Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

"Kerzendemo", 18. November 1983: „So weit kommt es, dass ein Land Blumen, Kerzen und Tücher verbietet.“

Bernd Stracke berichtet über die Kerzendemonstration. Am 18. November 1983 nimmt Stracke an der Gerichtsverhandlung in der Alfred-Kästner-Straße teil, bei der Teilnehmer*innen der Grünauer Sprühaktion zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt wurden. Nach der Gerichtsverhandlung zieht Stracke frustriert mit seinen Freund*innen in die Leipziger Innenstadt, wo im November die Friedensdekade stattfindet. Bei der Abschlussveranstaltung der Friedensdekade wird zu Vorsicht aufgerufen. Aufgrund der Eröffnung der Dokumentar- und Kurzfilmwoche (DOK) seien viele internationale Gäste in der Stadt. Er trifft sich mit seinen Freund*innen und Bekannten vor dem Kino "Capitol". Dort findet eine Demonstration gegen das weltweite Wettrüsten statt. Er beobachtet wie die ersten Kerzen entzündet werden und schnell von Volkspolizist*innen ausgeschlagen werden. Als Teilnehmer*innen der Demonstration auf den bereitstehenden Pritschenwagen gebracht werden, nimmt Stracke die auf dem Boden liegenden Kerzen und entzündet sie erneut. Er wird festgenommen und befindet sich in Untersuchungshaft, wo er verhört wird. Stracke wird dem Haftrichter vorgeführt und ins Gefängnis gebracht. Am Heiligabend 1983 wird er mit einem Strafbefehl entlassen. In der Zeit nach der Freilassung erlebt er Zersetzungsmaßnahmen der Stasi und stellt zwei Monate später einen Ausreiseantrag. Er beschreibt die Aggressionen ihm gegenüber und den Frust, sein Leben nach der Kerzendemonstration und der Inhaftierung nicht selbstbestimmt weiterleben zu können.

 

 

Lebenslauf

  • geb. - 1963
  • Polytechnische Oberschule
  • Lehre als Holzmodellbauer
  • 1981 Einstieg in die Punk-Szene
  • Waffendienstverweigerung
  • Mitglied der Kultbands "Wutanfall" und "L’Attentat"
  • Autor in verschiedenen westlichen Fanzines
  • Erste Verhaftung 1983 im Zusammenhang mit der Kerzendemonstration zur Dokumentar- und Kurzfilmwoche – Verurteilung wegen Rowdytum.
  • 1985 zweite Verhaftung, Verurteilung zu 1 Jahr 7 Monate
  • Freikauf und Ausreise nach Westberlin
  • Heute: Sozialpädagoge