„Ein ganzer Teil der Leute hat die Schienen der Straßenbahn blockiert.“
Auf dem Abschlussgottesdienst des Kirchentages am 9.7.1989 im Leipziger Scheibenholz demonstrierten kirchliche Basisgruppen des StattkirchentagsVom 6.-9. Juli 1989 fand in Leipzig der Evangelische Kirchentagskongress und der Kirchentag der Landeskirche Sachsens statt. Auf Druck der SED-Führung sollten politische Probleme dabei nicht thematisiert werden. Systemkritische Basisgruppen wurden vom Kirchentagsgeschehen ausgeschlossen. Aus Protest gegen den Ausschluss organisierte Pfarrer Christoph Wonneberger in der Lukaskirche parallel einen Statt-Kirchentag, an dem ca. 2500 Menschen teilnahmen. Er wurde zum wichtigen Forum der Opposition. Hier wurden Fotos über die Polizeieinsätze gegen Demonstranten in Leipzig gezeigt, Unterschriften für Petitionen und Solidaritätserklärungen gesammelt, Publikationen über die Wahlfälschung im Mai 1989 verteilt und verschiedene Vorträge und Diskussionen durchgeführt.
Auf der Abschlussveranstaltung des Kirchentages begannen Teilnehmer des Statt-Kirchentages mit einer Demonstration, der sich viele Kirchentagsbesucher anschlossen. Die Demonstration führte durch Leipzig und endete an der Petri-Kirche. Ein von den Demonstranten gestaltetes Plakat, auf dem das Wort Demokratie in chinesischen Schriftzeichen abgebildet war, wurde von Angehörigen des MfS gewaltsam abgenommen.
in Erinnerung und Mahnung der chinesischen Ereignisse auf dem Tien-An-Men-PlatzPlatz des Himmlischen Friedens im Zentrum von Peking.
Am 4. Juni 1989 schlug das chinesische Militär hier die chinesische Demokratiebewegung gewaltsam nieder. Mehr als 3000 Menschen kamen dabei ums Leben.
für Demokratie in der DDR. Spontan entwickelte sich ein Demonstrationszug von über hundert Menschen, der versuchte in die Innenstadt zu kommen. Aus einer haltenden Straßenbahn heraus sprangen plötzlich Leute und haben dem Zug das Plakat entrissen. Daraufhin wurde die Weiterfahrt der Bahn verhindert.
Lebenslauf
- geb. 1970 in Leipzig
- 1987 Mitglied der Arbeitsgruppe Menschenrechte (AGM)Die AGM wurde Anfang 1987 von Pfarrer Christoph Wonnebeger (Leipziger Lukasgemeinde) gegründet und beschäftigte sich vor allem mit Menschenrechtsverletzungen im Ostblock. Sie setzte sich für einen Sozialen Friedensdienst ein und organisierte 1989 den Statt-Kirchentag. Gleichzeitig installierte die AGM eine Bibliothek für Samisdat-Drucke sowie für Veröffentlichungen zur DDR und zu Ostmitteleuropa.
- Juli 1989 hauptamtliche Mitarbeiterin des Arbeitskreises Gerechtigkeit und der AG Menschenrechte, Organisation und Durchführung des Statt-Kirchentages
- 1989 – 1991 Mitglied des Vorstandes der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM)Mitglieder aus verschiedenen Ost-Berliner Friedenskreisen wollten im Herbst 1985 ein landesweites Menschenrechtsseminar organisieren. Auf Druck der Staatssicherheit wurde es abgesagt. Der Vorbereitungskreis des Treffens um Wolfgang Templin, Ralf Hirsch, Ulrike Poppe, Gerd Poppe und Bärbel Bohley nennt sich ab März 1986 Initiative Frieden und Menschenrechte. Diese erste kontinuierlich agierende Bürgerbewegung in der DDR orientierte sich an der „Charta 77“ in der ČSSR. Sie verstand sich als eine von der Kirche unabhängige Menschenrechts- und Demokratiebewegung. Die IFM brachte illegal die Zeitschrift „grenzfall“ heraus.
- Vertreterin der IFM am Runden Tisch der Stadt Leipzig und des Bezirkes Leipzig
- 1991/92 Referentin im ersten Sächsischen Landtag
- seit 2004 Projektleiterin an der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft