„Wir wollen wissen, was jetzt mit der Frau passiert!“
Nach dem massiven Polizeieinsatz am 7. Oktober 1989, dem 40. Jahrestag der DDR, in mehreren Städten der DDR, drohte für den Montag dem 9. Oktober die Eskalation der staatlichen Gewalt, wenn sich wieder Menschen zur Montagsdemonstration zusammenschließen. Die öffentlichen Verlautbarungen sparten nicht Drohungen in dieser Richtung. Menschen aus verschiedenen Oppositionsgruppen verfassten daraufhin ein Flugblatt zur Gewaltlosigkeit, dass am Nachmittag des 9. Oktober in der Leipziger Innenstadt verteilt wurde. Gisela Kallenbach wird dabei von der Polizei festgehalten. Sie erzählt, wie schon in dieser Situation die Polizei vor der Geschlossenheit der Passanten kapitulierte.
Lebenslauf
- geb. 1944 in Soldin
- 1960 – 1962 Lehre als Laborantin
- 1962 – 1969 Laborantin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Auftrag des VEB Mineralölwerkes Lützkendorf in der Akademie der Wissenschaften Leipzig, Übersiedlung nach Leipzig
- 1969 – 1990 Laborleiterin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Themenleiterin im Wissenschaftlich-Technischem Zentrum / Forschungszentrum der Wasserwirtschaft
- Engagement in der Arbeitsgruppe Umweltschutz (AGU)Die AGU war seit Anfang der 80er Jahre in Zusammenarbeit mit dem Kirchlichen Forschungsheim Wittenberg ein Zentrum der ökologischen Bewegung in der DDR. Sie war beim Jugendpfarramt angegliedert und gab von 1981 bis 1989 das Informationsblatt „Streiflichter“ heraus. Da die Gruppe zeitweise über 70 Mitarbeiter hatte, gab es mehrere selbständige Untergruppen. Diese beschäftigten sich Mitte der 80er Jahre u.a. mit Umwelterziehung und der Sammlung von Informationen über Verstöße gegen gesetzliche Bestimmungen auf dem Gebiet des Umweltschutzes. Anlässlich des Weltumwelttages (5. Juni) organisierte die AGU alljährlich öffentliche Aktionen, z.B. Fahrraddemonstrationen („Mobil ohne Auto“), mit denen gegen die Umweltgefährdung durch den Autoverkehr protestiert wurden.
- zwischenzeitliche Unterbrechung der Berufstätigkeit wegen Geburt und Erziehung der 3 Kinder
- Staatsexamen als Fachtextübersetzerin (englisch) - alle Studien erfolgten nebenberuflich im Abend- und Fernstudium, da auf Grund der sozialen Herkunft und der christlichen Sozialisierung (keine Teilnahme an der Jugendweihe) die Zulassung zum Abitur verweigert wurde.
- 1990 Wahl in die Stadtverordnetenversammlung Leipzig
- 1990 bis 2000 Persönliche Referentin Dezernat Umweltschutz und Sport /Ordnung
- 2000 - 2003 Mitarbeiterin der UNO (UN Mission im Kosovo), Internationale Bürgermeisterin
- Abgeordnete des Europaparlaments für Bündnis 90 / Die Grünen
- 2009 Abgeordnete des Sächsischen Landtages