Logo der Umweltbibliothek Großhennersdorf e.V.Die Umweltbibliothek Großhennersdorf wurde 1986/87 als zweite Bibliothek dieses Typs in der DDR gegründet, um gesellschaftlich notwendige Reformdebatten u.a. zu augenscheinlichen Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsfragen zu initiieren. Dieser Gründung gingen zehn Jahre Opposition voraus. Nach den Friedlichen Umbrüchen ging aus diesen Zusammenhängen 1991 der Verein Umweltbibliothek Großhennersdorf e. V. (UB) hervor.

Bekräftigt durch das Sächsische Gedenkstättengesetz versteht sich die UB als Archiv der Bürgerbewegung für den ehemaligen Bezirk Dresden, insbesondere für den ostsächsischen Raum, sowie als Aufarbeitungs- und Vermittlungsinitiative. Ihr Schwerpunkt ist die historisch-politische Bildung zu Machtstrukturen, Repression und Widerstand in der DDR sowie der Friedlichen Revolution und ihrer Vorgeschichte als wichtigste Voraussetzung von Mauerfall, Demokratisierung und Wiedervereinigung.
Nach fast 30 Jahren hat die UB an zwei Standorten in Großhennersdorf, das im südlichen Teil der Oberlausitz angrenzend am Dreiländereck D-PL-CZ gelegen ist, auf 430m² mehr als 800 laufende Meter Archivalien gesammelt und gesichert. Darunter befinden sich unter anderem der Vorlass der früheren Umweltbibliothek Großhennersdorf, die Vor- und Nachlässe von Oppositionellen und Oppositionsgruppen der DDR (insbesondere der Oberlausitz) und darüber hinaus der Vorlass des Oberlausitzer Autors Dieter Klaus Liebig, weiterhin die Forschungsbibliothek von Prof. Heinz Brandt, der Nachlass von Kerstin Bast-Haider sowie das Archiv zur Energiegeschichte und -politik in der DDR.
Durch die Bundeszentrale für politische Bildung und die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung wurde die UB für ihr Engagement als "Politischer Ort" ausgezeichnet.

Selbstverständnis

Foto: Jens Järchel, Druckmaschine aus dem Archiv der Umweltbibliothek GroßhennersdorfGerade weil die Geschichte der UB in die diktatorische DDR zurückreicht und aus einem Engagement gegen diese Verhältnisse hervorgegangen ist, engagiert sie sich für die demokratische und freiheitliche Grundordnung. Diese benötigt immer eine Erinnerungskultur, die an einer lebendigen Teilnahme und Teilhabe von Bürgern, an einer reflexiven Aufarbeitung, vor allem auch der dunklen Seiten der Geschichte, und an der Einbeziehung insbesondere von schulischen Bildungsträgern interessiert ist, weil dort die Überlieferung von wesentlichen Erfahrungen von der einen Generation auf die Andere stattfindet. Eine solche Bildung ist die wichtigste Grundlage für alle Wägungen in Entscheidungsprozessen in Gegenwart und Zukunft, da sie dazu führt, dass verantwortliches Handeln vor diesem Hintergrund nicht nur als möglich, sondern als nötig angesehen wird.

(Foto: Jens Järchel)

 

Schwerpunkt: Archiv der Bürgerbewegung

Foto: Jens Järchel, Ansicht aus dem Archiv der Umweltbibliothek GroßhennersdorfSeit 1997 ist die UB Träger des Archivs der Bürgerbewegung für den ehemaligen Bezirk Dresden, insbesondere für den ostsächsischen Raum. Ziel des Archivs ist die Sammlung und Aufarbeitung von Archivalien in Schrift, Ton, Bild und dreidimensionalen Objekten folgender beispielhafter Schwerpunkte, was in Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen als Basis für die Vermittlungsebene an Schulen geschieht:
Friedens-, Menschenrechts und Bürgerbewegung der DDR
Umweltbewegung,  Energiegeschichte und Energiepolitik der DDR
Samisdat- und Exilliteratur der DDR (www.ddr-samisdat.de), ČSSR und VR Polen
'Antifaschismus' in der DDR (Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus hat vor dem Hintergrund des Aufarbeitungserbes des DDR-'Antifaschismus' hohe Priorität, z.B.  hinsichtlich der Massenmorde an geistig Behinderten und dem Holocaust).

(Foto: Jens Järchel)

Schwerpunkt: Aufarbeitung und Vermittlung

Als Aufarbeitungs- und Vermittlungsinitiative verwirklicht die UB gemeinsam mit wissenschaftlichen und bildungsseitigen Kooperations- und Projektpartnern ein vielfältiges Angebot und unterschiedlichste didaktische Methoden zielgruppenübergreifend und bildungsbereichsübergreifend in der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung über
35.000 fach- und kontextbezogene Medien, von denen mehr als 25.000 per Fernleihe von über 200 Bibliotheken über BiboSax und Brise recherchierbar sind und die eine 'Bibliothek zensurierter und verbotener Literatur in der DDR und im Sowjetischen Imperium' darstellen.
12 selbst erstellte, verleihbare Wanderausstellungen, mehr als 20 herausgegebene Fachpublikationen, Mitgründung und Gestaltung der Akademie Herrnhut für politische und kulturelle Bildung (AH) sowie zahlreicher Initiativen zur Erinnerungs- und Gedenklandschaft im Dreiländereck D-CZ-P, Führungen, Beratungen und Zeitzeugenvermittlungen sowie Seminare, Lesungen, Tagungen und Bildungsreisen.

Perspektiven öffnen: Synergien und Kontextualisierung über Grenzen hinweg

Foto: Jens Järchel, Ansicht aus dem Archiv der Umweltbibliothek GroßhennersdorfDemokratie muss immer über Grenzen hinweg gelernt, vergegenwärtigt und beworben werden, um lebendig zu bleiben. Daher schöpft die UB inhaltliche Synergien aus ihren weiteren Arbeitsbereichen, dem 'Kompetenzzentrum Osteuropa' und dem 'Geistig-Kulturellen Wissensspeicher' und stellt, aufgrund ihrer geografischen Nähe zu Polen und Tschechien, ihre Bildungsinhalte in einen ostmitteleuropäischen Kontext.

(Foto: Jens Järchel)

 

Fotos: Jens Järchel