Christoph Wonneberger schildert den Auszug der Oppositionsgruppen aus der Leipziger Nikolaikirche. Unmittelbarer Anlass war das Friedensgebet am 27.06.1988, dass die IG LebenIm Mai 1987 vom radikalen Flügel der Arbeitsgruppe Umweltschutz (AGU) gegründet.
Für ihre ca. 30 Mitglieder waren ökologische Verbesserungen an politische Reformen geknüpft. Im Zentrum des Engagements der IGL stand die Öffentlichkeitsarbeit (Beteiligung mit eigenen Transparenten an Umzügen und Demonstrationen, Erarbeitung von Wanderausstellungen, Organisation von Aktionstagen). Eine besonders wirkungsvolle Aktion war dabei der Pleißemarsch 1988. Da die Gruppe nur unregelmäßig kirchliche Räume nutzen konnte, traf sie sich in Privatwohnungen und in einer leerstehenden Wohnung, die als alternatives „Cafe“ genutzt wurde. In der stark basisdemokratisch orientierten Gruppe wurde der Eigeninitiative Vorrang vor dem Gruppenkonsens gegeben, so dass viele öffentliche Aktionen von Gruppenmitgliedern ohne „Gruppenbeschluss“ realisiert wurden. Einige Mitglieder der IGL organisierten 1988/89 das „Leipziger Straßenmusikfestival“. zusammen mit ihm als Pfarrer hält. Es ist das letzte Friedensgebet vor der Sommerpause gewesen. Zum Schluss wurde eine Kollekte zur Finanzierung der Strafgelder gesammelt, die Jürgen Tallig zahlen sollte, da er Losungen an der Fußgängerunterführung am Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz angebracht hatte (s. Jürgen Tallig). Es kamen über 1000 Mark zusammen. Der anwesende Superintendentenstellvertreter, Pf. Wugk, distanzierte sich noch während des Friedensgebetes von dieser „konkreten Fürbitte“, da sie eine „illegale“ Sammlung sei. Knapp zwei Monate später, kurz vor Wiederaufnahme der Friedensgebete, wurde Pf. Wonneberger in einem Brief von Superintendent Magirius die Organisation der Friedensgebete entzogen.
Lebenslauf
- geb. 1944 in Wiesa (Kr. Annaberg)
- 1960 Abschluß der Mittelschule in Karl-Marx-Stadt, zum Abitur nicht zugelassen
- 1960 – 1963 Ausbildung zum Maschinenschlosser
- 1963 – 1965 Sprachstudium am Theologischen Seminar in Leipzig, anschl.
- bis 1970 Theologiestudium in Rostock
- Vikar in Dresden
- 1974 Gemeindepfarrer in Taucha (b. Leipzig)
- 1977 – 1984 Pfarrer der Dresdner Weinbergsgemeinde
- 1979 Begründer der Initiative „Sozialer Friedensdienst“Die Forderung nach einem „sozialen Friedensdienst“ entstand innerhalb der evangelischen Kirche in der DDR nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (1961). Der Dienst in den 1964 innerhalb der Armee eingerichteten Baueinheiten konnte nicht als ein „sozialer Friedensdienst“ bezeichnet werden. Verstärkt wurde diese Forderung nach der Einführung des Wehrkundeunterrichtes an den Schulen (1978) wiederaufgenommen. Ein Friedenskreis in der Dresdener Weinbergsgemeinde (Frieder Burckhardt und Christoph Wonneberger) konkretisierte die Forderung nach einem Zivildienst 1980. Dies sollte die Volkskammer beschließen. Der Dresdener Kreis wollte jedoch zuvor einen synodalen Probelauf starten. Die Synode machte sich den Antrag jedoch nicht zu eigen. Daraufhin verbreitete die Dresdener Gruppe ihr Initiativpapier per Kettenbrief innerhalb der evangelischen Jugendarbeit und rief zu Eingaben an die Synoden für einen SoFD auf. Diesem Aufruf folgten über 5000 Gemeindeglieder in der ganzen DDR. Diese unabhängige Bewegung wurde vom Staat sofort als eine Bedrohung begriffen. Im Laufe des Jahres 1981 wurde SoFD zu einem wichtigen Symbol des Widerstandes gegen das SED-Regime. Bis zum Ende der DDR gab es verschiedene Gruppen, die sich mit dem Anliegen der Initiative identifizierten und Modelle für die Verwirklichung eines SoFD entwickelten.
- 1985 Pfarrer in der Lukas-Gemeinde in Leipzig
- 1986 Gründung der Oppositionsgruppe „Menschenrechte“Arbeitsgruppe Menschenrechte (AGM)
Die AGM wurde Anfang 1987 von Pfarrer Christoph Wonnebeger (Leipziger Lukasgemeinde) gegründet und beschäftigte sich vor allem mit Menschenrechtsverletzungen im Ostblock. Sie setzte sich für einen Sozialen Friedensdienst ein und organisierte 1989 den Statt-Kirchentag. Gleichzeitig installierte die AGM eine Bibliothek für Samisdat-Drucke sowie für Veröffentlichungen zur DDR und zu Ostmitteleuropa.
– schwere Konflikte mit staatlichen und kirchlichen Stellen - Sept. / Okt. 1989 Verantwortung für die Friedensgebete in der Nikolaikirche und Mitorganisator der anschl. Demonstrationen
- Ende Oktober 1989 Schlaganfall
- Seit 1991 Ruhestand