Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Die politisch-alternativen Gruppen im ehemaligen Bezirk Leipzig setzten sich mit den in der DDR so klassischen Tabuthemen wie Frieden, Menschenrechte, Umweltzerstörung und Umweltschutz sowie Wehrdienstverweigerung bzw. Einführung eines Sozialen Friedensdienstes auseinander. Diese Gruppen bildeten das breite Spektrum der gesellschaftlichen Probleme in der DDR ab. Sie bauten sich ihr eigenes Informationssystem und eine Gegenöffentlichkeit innerhalb kirchlicher Räume aber auch außerhalb dieser auf.

Die AGM wurde im September 1986 von Pfarrer Wonneberger in der Lukasgemeinde gegründet. Sie setzte sich u.a. mit Menschenrechtsverletzungen in der DDR auseinander und für die Schaffung eines Sozialen Friedensdienstes ein. Seit 1989 arbeitete die Gruppe eng mit dem Arbeitskreis Gerechtigkeit zusammen und richtete in der Lukasgemeinde eine Bibliothek für Samisdat-Drucke und anderes unerwünschtes Schrifttum ein. Im September und Oktober 1989 publizierte die Gruppe die Samisdatschrift „Forum Kirche und Menschenrechte“. Diese enthielten z.B. Artikel über einen Bittgottesdienst in Börln aus Sorge vor einem 4. Atomkraftwerk in der DDR, den prekären Mangel an MitarbeiterInnen in sozialen Berufen oder die Lage im Baltikum.

Sprecher: Frank Richter, Johannes Fischer, Steffen Kühhirt

Seit Mitte der 1980er Jahre beschäftigte sich die Gruppe mit den drängenden Themen der Umwelt bzw. Umweltzerstörung in der DDR. Dabei lud sie zu regelmäßigen Aktionswochenenden, Radtouren, Baumpflanzaktionen, Meditation und Gebet ein. Zu den Treffen wurden auch Sachkundige und Verantwortliche der Stadt Leipzig als Gesprächsgäste geladen. Die AGU gab Informationsmaterial beispielsweise zum „Umweltschutz im Haushalt“ heraus und trug Informationen über Verstöße gegen gesetzliche Bestimmungen auf dem Gebiet des Umweltschutzes zusammen. Aktionstage wie „Mobil ohne Auto“ sollten alternative Möglichkeiten zu einem bewussten Umgang mit der Natur zeigen. Für die Gruppe standen weniger Proteste gegen das politische System im Vordergrund, sondern die Aufklärung.

Die Gruppe wurde 1985 gegründet und bestand vor allem aus ehemaligen Bausoldaten. Sie beriet Wehrpflichtige, setzte sich für einen sozialen Friedensdienst ein und für das Recht auf Wehrdienstverweigerung.

An dieser Ende 1988 gegründeten DDR-weiten Arbeitsgruppe waren auch Mitglieder der Leipziger Arbeitsgruppe Menschenrechte und des Arbeitskreises Gerechtigkeit beteiligt. Sie ging 1989 in die Initiative für Frieden und Menschenrechte über.

Ende 1987 von Studenten des theologischen Seminars Leipzig gegründet, wollte man Einfluss auf die politische Entwicklung in der DDR nehmen. Die „Erklärung zur Arbeitsweise des AKG“ (Satzung) vom Februar 1988 beschreibt u.a. die Arbeitsweise, die Weiterleitung von Informationen innerhalb der Gruppe und deren Koordinierung. Die Satzung zeigt eine klare hierarchische Struktur. Neben mehreren Sprechern, bei denen alle Informationen der Untergruppen zusammenliefen, gab es eine Koordinierungsgruppe die thematische Schwerpunkte bestimmte. Die Aufteilung in Gruppen ermöglichte konspirative Arbeitsstrukturen.
Daneben gab es auch vielfältige Beziehungen zu oppositionellen Gruppen in Polen, der CSSR und dem Baltikum. Wichtig war dem AKG eine breite Öffentlichkeitsarbeit, beispielweise gab man eine Erklärung zum 40. Jahrestag der Verkündung der UNO-Menschenrechte am 10. Dezember 1988 ab.

Sprecher: Bernd Oehler, Thomas Rudolph, Jochen Läßig, Gesine Oltmanns, Rainer Müller, Katrin Hattenhauer, Katrin Walther

Das Wehrdienstgesetz der DDR von 1982 sah bei einer Mobilmachung erstmals auch vor, Frauen einzuberufen. Dagegen bildeten sich in vielen Städten der DDR Gruppen mit dem Namen "Frauen für den Frieden", die sich gegen die rasch voranschreitende Militarisierung der Gesellschaft wandten. Die Leipziger Gruppe entstand im Mai 1984 und richtete sich besonders gegen die militärische Erziehung in Kindergarten und Schule. Diese Gruppe entwickelte Arbeitsmaterialien für eine Friedenswerkstatt und beteiligte sich an Friedensdekaden und kirchlichen Veranstaltungen. Etwa 15 Frauen trafen sich regelmäßig in der Nikolaikirche, beteiligten sich mit Veranstaltungen an den Friedensdekaden in Leipzig, nahmen an überregionalen Treffen und am "Olof-Palme-Friedensmarsch" teil.

Der von Nikolaikirchen-Pfarrer Christian Führer geleitet Kreis entstand Ende 1986 mit dem Ziel Ausreisewillige aus der DDR über die Rechtssituation und die Möglichkeiten der Übersiedlung in die Bundesrepublik zu beraten. Nach der Ausreise der meisten Mitglieder, wurde die Arbeit Mitte 1989 eingestellt.

Die Gruppe wurde im September 1985 gegründet. Sie war staatlich und kirchlich unabhängig und forderte am 8. Oktober 1989 landesweite Gespräche mit der Regierung über politische, wirtschaftliche und ökologische Veränderungen. 1989 ging der Arbeitskreis Gerechtigkeit und die Arbeitsgruppe Menschenrechte in der Initiative Frieden und Menschenrechte Leipzig auf. Im Jahr 1990 gab die Regionalgruppe Leipzig mehrere Informationsblätter heraus und unterhielt ein Büro für interessierte Bürger.

Sprecher: Thomas Rudolph

In der Initiative Frieden und Menschenrechte waren u.a. auch noch aktiv: Johannes Fischer, Oliver Kloß, Steffen Kühhirt, Rainer Müller, Bernd Oehler, Frank Richter, Rita Selitrenny

Die Initiativgruppe Hoffnung Nicaragua wurde 1981 von Hans-Joachim Döring, Karim Saab und Wilhelm Volks in Leipzig begründet. Die Gruppe war auch unter dem Namen „Esperanza“ bekannt. Zielsetzung der Gruppe war es, die sandinistische Revolution zu unterstützen und den Wideraufbau des Landes. Die IHN Leipzig engagierte sich vor allem für ein Landschulzentrum in Monte Fresco bei Managua. Durch Kunstauktionen wurden Spenden in Höhe von mehreren 10.000 Mark gesammelt. Diese erreichten erst nach langen Verhandlungen mit der staatlichen „Entwicklungshilfe“ und der Unterstützung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR ihr Ziel. Die Gruppe organisierte gegen den Widerstand des Staates eine mail-art-Ausstellung, die ein kulturpolitisches Ereignis war und in vielen Städten der DDR gezeigt wurde. Die IHN stand in engem Kontakt mit dem „Arbeitskreis Gerechtigkeit für Nicaragua“ der Katholischen Studentengemeinde in Leipzig. Ab 1987 veröffentlichte die Gruppe das Informationsblatt „IHN-Post“ und veranstaltet die Vortragsreihe „Politik und Hoffnung“.

Die Friedensgruppe Altenburg wurde im Januar 1988 in der Jungen Gemeinde der Brüderkirche Altenburg gegründet. Fast alle Mitglieder der Jungen Gemeinde waren in der Friedensgruppe aktiv. Initiatoren waren der Jugenddiakon Thomas Kränz und der Vikar Bernd Müller. Hauptthemen der Gruppe waren Umweltschutz, Wehrdienst, Wehrersatzdienst und Reisefreiheit. Ziel des Friedenskreises war es Jugendliche an diese entsprechenden Themen heranzuführen und die Bereitschaft zu wecken, sich für ihre Überzeugungen auch einzusetzen. Die Friedensgruppe Altenburg war eng an die Umweltbibliothek Altenburg im Magdalenenstift angebunden.

Die Umweltgruppe Torgau entstand in den Jahren 1986/87 in der Jugendgruppe der Jungen Gemeinde des Jugendpfarrers Christian Sachse. In Kooperation mit der Kommune wurden illegale Mülldeponien beseitigt und Bepflanzungsaktionen durchgeführt. Die Mitglieder machten durch Proteste und Anzeigen auf Umweltprobleme in ihrer Region aufmerksam. Ein wichtiger Aspekt der Guppenaktivitäten waren die Ausstellungen zum Thema Umweltverschmutzung. Damit trat die Gruppe immer mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Sie vernetzte sich mit einer Großzahl von Umweltgruppen in der Region und unterhielt Kontakte zu Greenpeace im Westen.

 

Bezirk Leipzig Oppositionsgruppen in Leipzig Oppositionsgruppen in Rötha Oppositionsgruppen in Torgau Oppositionsgruppen in Oschatz Oppositionsgruppen in Altenburg Oppositionsgruppen in Bad Düben Helfende Hand Ökologiekreis Taucha Friedens- und Umweltkreis Wurzen Unkraut

 

Die Öko-Gruppe Altenburg entstand als Ergebnis der Friedensdekade 1987. Die Gruppe bestand aus circa 20 ständigen Mitgliedern und arbeitete eng mit der Umweltbibliothek der evangelischen Kirchgemeinde Altenburg zusammen. Maßgeblich führende Person war Petra Hans, die mit Unterstützung der Kirchgemeinde Altenburg 1987 die Öko-Gruppe und 1988 die Umweltbibliothek gründete. Führende Themen der Gruppe waren Umwelt und Ökologie. Die Mitglieder nahmen regelmäßig an Umweltseminaren und Aktionen anderer Umweltgruppen teil. Ebenso beteiligt man sich an der Aktion „Eine Mark für Espenhain“. Ein großer Teil der Umweltbibliothek Altenburg befindet sich heute im Archiv Bürgerbewegung Leipzig.

Der Eilenburger Jugendpfarrer Rafalski versuchte, ab 1987 die oppositionellen Jugendlichen der Stadt zu konzentrieren. Ab Juni 1988 wurde durch die Gruppierung die Schrift „Unkraut“ veröffentlicht.

 

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Die Initiative "Eine Mark für Espenhain" gründete sich 1987/ 88 aus Umwelt- und Friedensgruppen in Espenhain und Rötha aufgrund der katastrophalen Umweltbelastung im Raum Leipzig, speziell in Espenhain. Maßgeblich wurde die Initiative von dem Christlichen Umweltseminar Rötha (CUR) ins Leben gerufen und organisiert. In Espenhain befand sich eine Braunkohle-Schwelerei (VEB BV Espenhain) gegen die Umweltgruppen der Region eine Unterschriften- und Spendenaktion starteten. Im Mittelpunkt stand die Forderung nach einer Verbesserung der Lebensverhältnisse in der Region. Jeder, der eine Unterschrift leistete, spendete eine Mark. Die Geldspende sollte der Betriebsleitung in Espenhain überreicht werden, um eine Verbesserung der Umweltbedingungen zu ermöglichen. Die Aktion wurde von der sächsischen Landeskirche und vom Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR befürwortet. Bis zum Sommer 1989 wurden auf diese Weise über 25.000 Unterschriften gesammelt. Das gesammelte Geld bildet nach der Währungsreform den Grundstock für die Zukunftsstiftung Südraum Leipzig.

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Der ökologische Arbeitskreis wurde im Dezember 1987 in der evangelischen Kirchengemeinde „St. Agidien“ in Oschatz gegründet. Dem Arbeitskreis gehörten circa 20 Personen an. Die Mitglieder hatten Interesse an Umweltfragen und wollten sich persönlich am Erhalt und Schutz der Umwelt beteiligen. Die Gruppe war aufgeteilt in eine Gruppe „Wald“ und eine Gruppe „Döllnitz“. Am 18. April 1988 übergab der Arbeitskreis dem Ministerium für Volksbildung ein Schreiben, in dem sie beantragten, den Umweltschutz als Schulfach aufzunehmen. Der Arbeitskreis initiierte eine Vielzahl von Aktionen und Maßnahmen, um auch im kleinen Rahmen direkt vor Ort für die Umwelt etwas zu leisten.

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Die Basisgruppe Torgau entstand vermutlich 1984 in der evangelischen Kirchengemeinde Torgau. Bereits im Herbst 1984 beteiligte sich die Gruppe intensiv an der Friedensdekade. Man stellte regelmäßig Themen wie Gewaltlosigkeit, Bausoldaten und politisch ethisches Handeln zur Diskussion. Im Frühling 1988 organisierte die Basisgruppe vier Abende zu dem Thema Menschenrechte. Aufgrund ihrer Aktivitäten und Inhalte wurde die Gruppe vom MfS als besonders gefährlich eingestuft und stark überwacht. Die Gruppe bestand aus circa 20 Mitgliedern, die in verschiedenen Untergruppen aktiv waren. Nach den Inhaftierungen der Berliner Bürgerrechtler im Januar 1988 begann das Engagement für die Inhaftierten in Form von Fürbittenandachten und der Informationsweitergabe. Ein Großteil der Mitglieder engagierte sich 1989 im Neuen Forum.

In Borna fanden sich Jugendliche außerhalb der Kirche in den Jahren 1983 bis 1987 zusammen. Diese offensichtlich lose Gemeinschaft, die keine feste Struktur hatte, wurde vom MfS unter dem Namen „Helfende Hand“ geführt. Dieser Kreis an Jugendlichen veröffentlichte regelmäßig die Zeitung „Namenlos“ und engagierte sich im Umweltschutz, so bei Müllsammlungen und Baumpflanzungen. Aufgrund des Einflusses des MfS löste sich die Gruppe 1987 auf.

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Im Kreis der Kirchengemeinde Torgau wurde 1983 das Kabarett „Götterspeise“ gegründet. Das Programm war im Gegensatz zu anderen kirchlichen Kabaretts deutlich politisch ausgerichtet. In der ersten Aufführung im Jahr 1984 dominierte noch die innerkirchliche Kritik. So wandelt sich das Programm in der zweiten Aufführung deutlich hin zu politisch kritischen und brisanten Themen. Es wurden die Umweltverschmutzung, die Militarisierung der DDR-Gesellschaft und die Gefahren der Kernenergie thematisiert. Es wurde aber auch Kritik am SED-Staat und dem MfS geübt. Seit 1985 wurden die Akteure des Kabaretts massiv durch das MfS überwacht. Mit ihrem Programm „Störfallera“ trat die Gruppe auch in Halle/Saale und zum Kirchentag in Leipzig auf. Das letzte Mal trat das Kabarett mit dem Programm „Deutschland, reinlich Vaterland“ im Mai 1990 auf.

Der Friedens- und Umweltkreis der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Wurzen wurde von Pfarrer Karl-Heinz Maischner geleitet und bestand aus 7 Mitgliedern. In Erscheinung trat die Gruppe nach der Inhaftierungswelle von Bürgerrechtlern in Berlin Anfang 1988 mit einem Schreiben an die evangelische Kirche Berlin-Brandenburg mit deutlich staatskritischem Inhalt. Die Kirchenleitung betrachtete die Aktivitäten der Gruppe als Bestandteil ihrer Arbeit für den Frieden. Eine öffentliche Konfrontation mit staatlichen Stellen wurde abgelehnt. Der Wurzner Friedens- und Umweltkreis nahm Baumpflanzungen vor, beteiligte sich an der Gewässerreinigung und baute Nistkästen. Anlässlich des Weltumwelttages am 5. Juni 1988 organisierte man unter der Leitung des Pfarrers eine Radtour mit dem Motto „Mobil ohne Auto“.

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